Foto: Eike Neumann

Der Kennenlerntag zu Beginn der 7.Klasse soll an sich ja dazu beitragen, den Grundstein für das Zusammenwachsen als Klassenverband zu legen. Leider ist das aber nicht immer ausreichend und es sollte mit der Klasse gemeinsam weiter an dem Ziel gearbeitet werden, eine Einheit zu werden.

Aus diesem Grund führte ich in einer der 7.Klassen ein Projekt zur Verbesserung des Klassenklimas durch. Ausschlaggebend dafür waren die Gefühle einiger Schülerinnen der Klasse. Sie fühlten sich nicht wohl und gingen jeden Tag weniger gerne zur Schule. Dem sollte natürlich Einhalt geboten werden. Denn, Schule soll auch Spaß machen! Um zunächst einen Gesamtüberblick über das Meinungsbild in der Klasse zu erhalten, führte ich eine Befragung durch:

  • Wir gehen alle fair und respektvoll miteinander um.
  • Niemand wird ausgegrenzt.
  • Niemand braucht Angst zu haben, ausgelacht zu werden.
  • Hier kann sich jeder auf jeden verlassen.
  • ……

Diese Statements sollten mit „stimmt“ oder „stimmt nicht“ beantwortet werden.

Foto: Eike Neumann

Das Ergebnis war deprimierend. So konnte es also definitiv nicht weitergehen. Denn, um nur eine Zahl zu nennen: 17 von 22 Schülern und Schülerinnen waren der Meinung, dass NICHT fair und respektvoll miteinander umgegangen wird. Außerdem erfragte ich die Gefühle der Schüler und Schülerinnen „ich freue mich, wenn …“, „ich bin zuversichtlich, dass ….“, „ich bin wütend, wenn …“, „ich verzweifle, wenn …“ usw.

Der Ist-Stand war nun also erfasst. In einem weiteren Schritt, wollten wir die genauen „Baustellen“ erfassen. Unter der Fragestellung „Welchen Zündstoff gibt es in der Klasse, der immer wieder zu Reibereien führt?“ wurden diese zusammengetragen. Dabei entstanden zwei Themenfelder, die es nun gemeinsam zu beackern galt: (1) Unruhe und Unordnung im Unterricht sowie in den Pausen und (2) Umgang miteinander – generelle Beleidigungen, Raufereien bis hin zu Mobbing. In vier kleinen Arbeitsgruppen, je zwei Mädchen- und Jungengruppen, schauten wir nun konkreter in die Problemfelder hinein. Wie wird das Problem/ der Konflikt ausgetragen und wer ist daran beteiligt, waren die zentralen Fragestellungen. Die Schüler und Schülerinnen waren besonders beim Thema „Unruhe und Unordnung“ sehr ehrlich und benannten sich auch selbst als Missetäter. Allerdings wurde beim Thema „Umgang miteinander“ durchaus auch das eigene Fehlverhalten bei einigen ausgeblendet, so dass es zu der einen oder anderen Diskussion kam, wenn Mitschüler oder Mitschülerinnen das dann anders sahen.

Foto: Eike Neumann

Um bildlich bei unseren beiden „Baustellen“ zu bleiben, arbeiteten wir auch mit entsprechenden „Baustellensymbolen“. Wir wussten nun also, was wir für ein gutes Fundament benötigen. Damit dieses Fundament aber auch trägt und in sich nicht instabil wird, sollten natürlich alle ihren „Stein“, sprich ihren Beitrag, dazu setzen. Ausgestattet mit jeweils einer eigenen „Schubkarre“ sollte dieser zu der „Baustelle“ gebracht werden. Die Frage lautete also „Was bin ich bereit zu tun, damit das „Fundament“ der Klasse trägt und wir uns alle wohlfühlen können?“. Auf kleinen Figuren wurde der eigene Beitrag vermerkt – für jedes der beiden Themenfelder separat.

Foto: Eike Neumann

Um das Ganze abzurunden, wollten wir gemeinsam neue Klassenregeln aufstellen, die besonders die von uns erarbeiteten Punkte verstärkt enthalten sollten. Als Orientierung nahmen wir uns die Stichwörter „Umgang miteinander“, „Bewegung“, „Eigentum“ und „Kommunikation“. Die Schüler und Schülerinnen trugen sehr viele gute Vorschläge zusammen, die es dann zu sortieren und zu bündeln galt. Insgesamt entstanden dann 7 Regeln zu diesen vier Punkten, die im Klassenraum ausgehangen wurden. Natürlich unterhielten wir uns auch mögliche Konsequenzen bei Nichteinhaltung der Regeln.

Foto: Eike Neumann

Außerdem luden die Klassenlehrerinnen und ich zu einem Elternabend ein. Bei diesem ging es inhaltlich um die Zensurenübersicht und dann auch um unser Projekt und dessen Ergebnisse. Wir wollten auch die Eltern mit ins Boot holen, da es ja ihre Kinder sind, die unsere Schule besuchen und noch bis zur 10.Klasse zusammen sein werden.