Foto: Eike Neumann

In der Woche vor den Herbstferien fand an drei Tagen die erste Net-Piloten-Schulung für Schüler und Schülerinnen der Pritzwalker Oberschule im Jugendfreizeitzentrum Nord statt.

15 Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 8 und 9 hatten sich freiwillig dazu bereit erklärt, sich von mir schulen zu lassen.

Foto: Eike Neumann

Voller Spannung und großer Erwartungen trafen wir uns am Montag zum ersten Schulungstag. Um was es in der Schulung im Großen und Ganzen gehen wird, das wussten die Schüler und Schülerinnen natürlich schon im Vorfeld, aber wie die Schulung im Detail ablaufen würde, das war ihnen noch nicht bekannt. Zunächst machten wir eine kleine Vorstellungsrunde, auch wenn die meisten sich natürlich bereits kannten. Dann stiegen wir mit einem passenden Warm Up thematisch ein.

Foto: Eike Neumann

Es wurden zwei Stuhlreihen Rücken an Rücken aneinander gestellt auf denen sich die Schüler und Schülerinnen stehend einen Platz suchen sollten. Dann stellte ich ihnen mehrere Fragen und sie sollten sich entsprechend sortieren, ohne dabei den Boden zu berühren. „Wie lange nutzt ihr zeitlich das Internet am Tag?“ „Wer schreibt die meisten Nachrichten am Tag?“ „Sortiert euch nach eurer Schuhgröße.“ ….

Anschließend machten wir eine weitere Übung mit dem Namen „Lan-Kabel-Salat“. Auf wen nun die folgenden Aussagen zutreffen, sollte aufstehen. Ab und an fragte ich noch genauer nach. „Wer hat alles ein Smartphone?“ „Wer hört gerne ein Kompliment?“ „Mir ist egal, was andere von mir denken.“ Auch hier hatten die Fragen oder Aussagen alle direkt oder auch indirekt mit unserer Thematik zu tun.

Über eine PowerPoint Präsentation tauschten wir uns über vorhandenes Wissen aus und betrachteten das Smartphone so zum Beispiel in seiner Funktion als „Alleskönner“. Auch tauschten wir uns über die verschiedensten Computerspiele und unseren Erfahrungen mit diesen aus.

Dann wurden wir kreativ – in kleinen Gruppen sollten die Schüler und Schülerinnen die „Perfekte App“ entwickeln. Eine, die neu ist und ganz viele User in ihren Bann ziehen kann – süchtig macht…. Die Ergebnisse stellten wir uns gegenseitig vor und es war von allem etwas dabei – Spiel, Unterhaltung/ Kommunikation und eine Coupon App. Vorher gingen wir der Frage nach, welche Apps denn aktuell am beliebtesten sind und was genau ihre Beliebtheit ausmacht. Dann vertieften wir das vorhandene Wissen mit einem Quiz. Zwei der vier Gruppen gewannen dieses Quiz mit Abstand.

Wer weiß es?

„Christin liebt die neuesten Serienhits und schaut diese gerne auf Portalen wie Kinox.to. Ist das legal?

  1. Ja, sie lädt die Filme ja nicht runter.
  2. Kommt darauf an, ob schon die zweite Staffel raus ist.
  3. Nein, für Streaming kann man eine Abmahnung bekommen.

Antwort: C - Beim Streaming werden Filme zwischenzeitlich auf dem Computer gespeichert. Das kann zu einer Abmahnung führen.

Am zweiten Tag (Mittwoch) begannen wir auch mit einem passenden Warm Up. Medienbingo! Gewonnen hatte der Schüler oder die Schülerin, der oder die zuerst Unterschriften in einer Zeile sowie Spalte aufweisen konnte. „Wer hat eine Flatrate“, „Wer besitzt ein Tablet“, „Wer schaut jede Stunde auf sein Smartphone“ sind nur ein paar wenige Punkte, die es zu erfragen gab.

Anschließend setzten wir uns ausführlicher mit der Faszination und auch den Gefahren von Internet und Computerspielen auseinander und nahmen dabei die folgenden vier Punkte genauer unter die Lupe.

  • Soziale Netzwerke/ Chatten
  • Computer-/ Konsolenspiele online und offline
  • Smartphone/ Tablets
  • Videoportale

Die Gruppen arbeiteten intensiv an ihren Aufgabenstellungen. Eventuell noch fehlende Punkte trugen wir gemeinsam zusammen.

Dann widmeten wir uns ausführlicher der Thematik Sucht und stellten zunächst die „Suchttreppe“ zusammen und diskutierten die einzelnen Punkte in Bezug auf die richtige Reihenfolge.

AUSPROBIEREN – GENUSS – GEWÖHNUNG – MISSBRAUCH – SUCHT

Über Fallbeispiele versuchten wir eine Zuordnung zu machen und stellten fest, dass es gar nicht so leicht ist, immer genau festzumachen, ob der Gebrauch schon als kritisch oder gar Sucht einzuordnen ist. Die Grenzen sind manchmal schwammig und fließend. Auch ist es nicht immer einfach zu sagen, ob man das Medium oder Spiel noch „genießt“ oder sich bereits daran „gewöhnt“ hat. Auch den Faktor Zeit kann man nicht starr als gefährlichen Maßstab ansetzen. Es fließen noch viele weitere Faktoren mit ein wenn es darum geht zu schauen, ob jemand bereits gefährdet ist.

Die weiteren Faktoren, die Einfluss haben können, erarbeiteten wir in einem weiteren Schritt. Die Schüler und Schülerinnen sollten sich darüber Gedanken machen, was alles Einfluss haben kann. Mit den Ergebnissen stellten wir das sogenannte „Suchtdreieck“ zusammen.

Foto: Eike Neumann

MENSCH – UMWELT/ MILIEU – MITTEL

Wir stellten fest, dass alle drei Punkte zusammenwirken und sich dann begünstigende Umstände herausbilden können, die einen Menschen in eine mögliche Sucht bringen.

Foto: Eike Neumann

Als letztes an diesem Tag überlegten alle, was für sie ein glückliches und zufriedenes Leben ausmacht. Aus diesen Punkten bauten wir eine Mauer (Firewall). Wir besprachen dann, was passiert, wenn einzelne „Mauersteine“ mal herausbrechen. Kann diese Lücken zum Beispiel ein Computerspiel füllen? Was kann ich tun, damit ich meine Lücken wieder sinnvoll schließe? Denn schließlich wollen wir uns alle stark gegen eine mögliche Suchtgefährdung machen.

Am letzten Tag (Freitag) beschäftigten wir uns zunächst mit dem Thema Kommunikation und dem Vier-Ohren-Modell und machten dazu zwei Übungen. Um die Gemeinschaft der Net-Piloten zu stärken, machten wir dann eine Teamübung „Jäger der düsteren Nebelsümpfe“. Auf kleinen „Inseln“ sollte der Clan die Nebelsümpfe überqueren, um einen seltenen Diamanten zu erobern. Die „Inseln“ durften nie ohne Berührung eines Körperteils im Sumpf schwimmen, dann gingen sie unter. Der Clan arbeitete gut zusammen.

Foto: Eike Neumann

In Filmteams versuchten die Schüler und Schülerinnen dann darzustellen, was wir an den drei Tagen erarbeitet hatten. Es entstanden vier interessante Kurzfilme.

Foto: Eike Neumann

Die Schulung ist nun vorbei. Die teilnehmenden Schüler und Schülerinnen sind etwas traurig darüber. Es hatte ihnen gut gefallen.

Doch wie geht es nun weiter und warum haben wir die Schulung überhaupt durchgeführt? Was sind Net-Piloten denn überhaupt?

Wir werden uns natürlich auch weiterhin regelmäßig treffen. Die Net-Piloten sollen nun zukünftig als Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen für Computerspiele- und Internetfragen anderen Schülern und Schülerinnen zur Verfügung stehen. Sie werden in jüngeren Klassen Projektarbeit zum Thema „Exzessiver Computerspiele- und Internetgebrauch“ machen. Sie besprechen mit Hilfe der in unserer Schulung durchgeführten Methoden dann in den Klassen die Faszination und Gefahren von Neuen Medien und Computerspielen und sollen zum Nachdenken über den eigenen Gebrauch anregen. Außerdem geben sie Hinweise, wo man sich bei Bedarf Hilfe holen kann. Sie fungieren also als sogenannte Multiplikatoren.

Unsere Tagesmotivationen:

Foto: Eike Neumann