Foto: Eike Neumann

„An was denkt ihr, wenn ihr den Begriff sexuelle Gewalt hört?“ Wie aus der Pistole geschossen ertönt prompt die Antwort „Vergewaltigung“, sowohl auf der Jungs- als auch auf der Mädchenseite. Das sexuelle Gewalt aber viel mehr erfasst und schon viel kleiner beginnt und somit teilweise im eigenen Alltag bereits präsent ist, dessen sind sich die Jungs und Mädels der Klassenstufe 8 gar nicht bewusst.

Ein Grund mehr, warum wir das Projekt „Echt krass“ organisiert und durchgeführt haben.

Wie bereits in einem anderen Beitrag beschrieben, nahmen an dem Projekt die Förderschule, das Gymnasium sowie die Oberschule Pritzwalk teil. Bevor es in die interaktive Ausstellung ging, die am Gymnasium aufgebaut wurde, gab es Workshops zur Vorbereitung. Für die Mädels und Jungs der Förderschule sowie der Oberschule wurden diese von Frau Paarmann (pro familia Beratungsstelle Wittenberge) sowie den Sozialarbeiterinnen Frau Fromm und Frau Neumann durchgeführt. So wie auch in der späteren Ausstellung teilten wir die Klassen dafür nach Geschlechtern auf, um ein ungezwungeneres Arbeiten zu ermöglichen. Beide Workshops liefen dabei dann parallel. Für die Förderschule fanden diese im JFZ Nord und für die Oberschule direkt an der Schule statt.

Foto: Eike Neumann

In den Workshops ging es darum, zu schauen, wo Grenzverletzungen bereits anfangen und wo auch jeder seine persönliche Grenze sieht. Dafür führten wir verschiedene Übungen durch. Zum anderen sollte auch geschaut werden, wie sicher oder auch unsicher sich jeder durch „den Raum“ bewegt. Was macht es mit mir, wenn mir andere Menschen entgegen kommen – weiche ich aus? Wie fühlt es sich an, an meinem eigenen räumlichen Ziel angekommen zu sein? Wie nah möchte ich an andere Menschen herantreten? Mache ich Unterschiede, wer dichter bei mir sein darf und wer halt nicht? Wie empfinde ich den direkten Körperkontakt mit anderen?

Foto: Eike Neumann

Um die Frage nach Nähe und Distanz dann noch näher zu betrachten, führten wir anschließend die Übung „Berührungsampel“ durch. Dabei gab es die Farben grün, gelb und rot, mit entsprechender Bedeutung. So stand „grün“ für Berührungen, die ich mag und bei denen es mir auch egal ist, wer diese Berührung ausführt. „Gelb“ bedeutete, dass ich die Berührungen mal mag, mal nicht mag – dabei ist es davon abhängig, wer die Berührung ausführt. „Rot“ stand dann natürlich für das absolute „No Go“. In kleinen Gruppen wurden verschiedene Berührungen bewertet – von Hand geben, Hand auf der Schulter über Hand am Knie, Kuss auf die Wange bis hin zum Kuss auf den Mund oder auch Klapps auf den Po.

Foto: Eike Neumann

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Anschließend beschäftigten wir uns noch mit den Werten, die für uns jeweils von großer Bedeutung sind. In eine Wertepyramide wurden diese eingetragen. Es war schön zu sehen, dass bei vielen Jungs und Mädels die Werte „Vertrauen“, „Treue“, „Respekt“ ganz oben rangierten. Und Werte sind wichtig, um dem eigenen Leben eine Struktur zu geben. Wir wollten unseren Schülern und Schülerinnen damit auch mit auf den Weg geben, dass sie an ihren Werten festhalten sollten, egal was passiert und egal, wer ihnen vielleicht irgendwann mal über den Weg läuft. Denn nur, wenn ich für mich weiß, was mir wichtig ist und was gar nicht geht, kann ich auch meine Grenzen richtig setzen und vielleicht Grenzverletzungen rechtzeitig oder überhaupt wahrnehmen.  

Foto: Eike Neumann

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Den Hauptteil des Projektes stellte dann die interaktive Ausstellung dar. Fünf verschiedene Stationen luden dann noch einmal zur intensiveren Auseinandersetzung mit der Thematik „Sexuelle Gewalt“ ein. Alle Sinne wurden dabei angesprochen – es gab Videosequenzen, es gab Tonmitschnitte, es gab etwas zum Fühlen und vieles mehr. Der Großteil unserer Schüler und Schülerinnen fand die Ausstellung und das gesamte Projekt einfach richtig gut.

Foto: Eike Neumann

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„Ich fand es gut, dass wir offen über dieses Thema reden konnten.“ „Ich fand die Mitmachaktionen an den Stationen gut.“ „Es wurde einfach vieles super erklärt und geschildert.“ „Ich fand gut, dass das Projekt überhaupt organisiert wurde.“

Natürlich gab es noch mehr Meinungen, aber die würden den Rahmen hier sprengen.

Foto: Eike Neumann

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An der Oberschule schauten wir uns zur Nachbereitung dann klassenweise noch einen Film zum Thema „K.O. Tropfen“ an und diskutierten auch über diese Problematik. Denn man weiß nie. Verbrechen können auch bei uns im ländlichen Raum vorkommen. Die Jungs und Mädels sollten auch hier noch einmal zusätzlich sensibilisiert werden.

Foto: Eike Neumann

Im Ganzen war es ein sehr gelungenes Projekt, auch aus unserer Sicht. Es lohnt sich auf jeden Fall. Und wer weiß, vielleicht holen wir es ja auch noch einmal zu uns nach Pritzwalk.