DSC 2317Vom 26. bis 27. April 2017 kamen über 50 Fachkräfte und Akteure der Jugend(sozial)arbeit aus Brandenburg zusammen, um im Bildungs- und Begegnungszentrum Schloß Trebnitz über die Herausforderungen im Arbeitsfeld zu diskutieren, Hintergründe zu thematisieren und Lösungsansätze zu erarbeiten.

Ergebnis des Fachtags: Heraus-Forderungen für die Jugend(sozial)arbeit in Brandenburg

Moderne Jugend(sozial)arbeit?!“

In ihrem Impulsreferat „Moderne Jugend(sozial)arbeit?!“ beschäftigte sich Annett Bauer als Vorstandsvertreterin des Fachverbandes Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit Brandenburg e.V. kritisch und inhaltlich dicht mit einer Vision moderner Jugend(sozial)arbeit in Brandenburg und der Frage, warum diese in Brandenburg gegenwärtig so selten modern ist.

Sie zeigte die Notwendigkeit auf, neue qualitative Standards zu entwickeln (mehr Demokratiebildung, mehr Partizipation, mehr Flexibilität, mehr Mobilität u.v.m.). Gleichzeitig wurde deutlich – es ist nicht möglich, der Kompetenzpalette für Jugend(sozial)arbeiter_innen, die sich aus der Vielfalt der Handlungsfelder und den stetig wachsenden Anforderungen ergibt, zu genügen. Nicht unter den aktuellen Bedingungen (finanzielle Unsicherheiten, Fachkräftemangel etc.). Wichtig erscheint vor diesem Hintergrund, mehr Sicherheit hinsichtlich des eigenen Selbstverständnisses zu entwickeln und damit verbunden, auch selbstbewusster zu vertreten, was unter den gegebenen Umständen leistbar ist, und was nicht. Das gilt mit Blick auf den Einzelnen und Träger genauso wie für die gemeinsame Interessenvertretung, wenn moderne Rahmenbedingungen erwirkt werden wollen.

Vier moderierte Workshops

1. Offene mobile Jugend- und Gemeinwesenarbeit

2. Sozialarbeit an Schulen

3. Inklusive/integrative Angebote der Jugendarbeit

4. Soziale Medien

In den Workshops diskutierten die Teilnehmer_innen anhand ihrer beruflichen Erfahrungen weiter über die Herausforderungen in den verschiedenen Handlungsfeldern und erarbeiteten gemeinsam erste Lösungsvorschläge, die im Plenum vorgestellt und schließlich noch einmal auf die wichtigsten Punkte und Forderungen reduziert wurden. Im Rahmen einer Projektbörse wurden positive Beispiele aus der Arbeitspraxis vorgestellt.

Plädoyer für Repolitisierung der Jugendarbeit

Matthias Hoffmann vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg gab einen Überblick zu Organisation und Perspektiven der Jugend(sozial)arbeit in Brandenburg. Neben dem Eingehen auf Zuständigkeiten und Aufgabenbereiche, konzentrierte er sich in seinem Beitrag vor allem auf die Herausforderung der Jugendarbeit im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs.

Ausgehend davon, dass der Stellenwert der Jugend(sozial)arbeit in der allgemeinen Wahrnehmung an Bedeutung verloren hat, plädierte er dringend dafür, die Wichtigkeit des Arbeitsfeldes wieder ins eigene & öffentliche Bewusstsein zu rücken und die Jugend(sozial)arbeit damit zu repolitisieren. Notwendig dafür sei die Schärfung des eigenen Profils. Insbesondere sollten gesellschaftspolitische Themen wieder stärker Eingang finden und demokratische Werte vehement verteidigt werden. Aber auch die Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins sei ein Aspekt von Repolitisierung.

Drei Landkreise stellen Modelle vor

Die Vielfalt auf Landkreisebene wurde durch die beispielhafte Vorstellung der Modelle aus der Prignitz, aus Oberhavel und aus Märkisch-Oderland aufgezeigt. Bernd Dannemann, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses des Landkreises Prignitz, Dieter Starke, Dezernent für Bildung und Jugend des Landkreises Oberhavel, und Fabian Brauns, in seiner Rolle als Sprecher der AG 78 im Landkreis Märkisch-Oderland, erörterten die unterschiedlichen Konzepte und ihre Wirkungen. Die Teilnehmenden erhielten so die wertvolle Gelegenheit, einmal über „den eigenen Tellerrand zu schauen“ und die eigene Situation auf neue Weise zu betrachten.

Podiumsdiskussion mit Landtagsabgeordneten

Die während des Fachtages gemeinsam erarbeiteten Heraus-Forderungen der Jugend(sozial)arbeit wurden schließlich in die Diskussion mit Jugendpolitischen Sprecher_innen des Landes gegeben. Drei hatten sich für die Veranstaltung Zeit genommen: Gerrit Große (DIE LINKE), Thomas Günther (SPD) und Steffen Königer (AfD). Sechs wesentliche Punkte wurden noch einmal präsentiert und die politischen Vertreter_innen erhielten jeweils eine Minute Zeit, um Stellung zu beziehen, bevor weitere Fragen aus dem Publikum diskutiert wurden. Die Forderung nach einer Politisierung der Jugendarbeit wurde von den Vertreter_innen der Politik kontrovers diskutiert. Klar wurde zudem, dass der Handlungsspielraum des Landes im Themenfeld begrenzt ist und vielmehr bei den Landkreisen liegt.
 
Im Rahmen des Fachtages ist es gelungen, die relevanten Akteure zusammen- und ins Gespräch miteinander zu bringen. Zentrale Heraus-Forderungen wurden in konzentrierter Arbeitsatmosphäre identifiziert, komprimiert und politischen Vertreter_innen gegenüber präsentiert. Dieses Arbeitsergebnis soll Grundlage für die Fortsetzung der Auseinandersetzung sein. Wichtig scheint zunächst, Kräfte und Kompetenzen in Form geeigneter Kooperationen gut zu bündeln sowie passende Formate der vertieften Diskussion auf Landes- und Landkreisebene zu finden.

Die Veranstaltung wurde von Christian Raschke, Vielfalt gestalten, moderiert. Organisiert wurde der Fachtag wie bereits im Vorjahr vom Zentrum für Partizipation und Mediation im ländlichen Raum - einem Kooperationsprojekt der Berlin-Brandenburgischen Landjugend e.V. und dem Schloß Trebnitz Bildungs- und Begegnungszentrum e.V. – und dem Kreis-Kinder- und Jugendring Märkisch-Oderland e.V. (KKJR).  

 

Text: Susen Hollmig
Fotos: Svea Landschoof

 

Fotogalerie

Fachtag Trebnitz 2017
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